Hugo Strassers
musikalischer Nachfolger

Interview mit Bandleader Heinrich Haas

Du hast ja von Hugo Strasser persönlich sein Orchester, das gesamte Notenarchiv und sämtliche Namens- und Aufführungsrechte überschrieben bekommen. Wie war das damals im Dezember 2015, wie hast Du Dich gefühlt und was hast Du Dir in diesem Moment gedacht?

Das war natürlich ein sehr emotionaler Moment als wir uns an diesem Nachmittag zum Kaffeetrinken trafen. Hugo wusste schon lange, daß es sehr schlecht um seine Gesundheit steht. Es war ihm eine Herzensangelegenheit, daß sein Orchester weiterlebt, wenn er nicht mehr da ist. Wir saßen also beim Kaffee zusammen in seinem Haus, da nahm er plötzlich einen Stift und ein Blatt Papier und hat mir handschriftlich zu seinem musikalischen Nachfolger ernannt.

Im ersten Moment war ich vor allem gerührt, aber natürlich auch stolz und ich fühlte mich als Mensch und als Musiker von ihm bestätigt, geehrt und auch angespornt.

Was dachte ich dabei? Auf der einen Seite, dachte ich, was für eine große Ehre und auch Vertrauensbeweis das ist, aber auf der anderen Seite war mir sofort bewusst, daß ich damit auch eine große Verantwortung übernehme und damit eine Lebens-Aufgabe auf mich zukommt.

Euer Verhältnis war ja sehr freundschaftlich und familiär. Hugo hatte Dich schon als Jugendlichen entdeckt und war dann jahrelang Dein Mentor. Wie kam es denn dazu?

Ja, mein Vater und ich waren schon immer sehr leidenschaftliche Musiker. 1998, ich wurde damals 16 Jahre alt, bekamen wir zum Geburtstag (wir haben am gleichen Tag Geburtstag) von meiner Mutter eine professionelle CD-Aufnahme in einem Münchner Tonstudio geschenkt. Wie es das Schicksal wollte, hat zur selben Zeit in diesem Studio auch Hugo Strasser eine CD eingespielt - so haben wir uns kennengelernt.

Er hat mich spielen gehört, mein Potential erkannt und mich seitdem gefördert. Und so begann eine sehr sehr enge, jahrzehntelange fast familiäre Freundschaft.

Ein Jahr später gab Hugo mit seiner „Hot Five“ im Münchner Gasteig ein Konzert und hatte mich mit meiner Hammond Orgel als „Überraschungsgast“ dazu eingeladen, bei ein paar Titeln mitzuspielen. Als er mich bei diesem Konzert auf die Bühne geholt hat, kündigte er mich dem mit den Worten an: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe eine musikalische Entdeckung gemacht. Er ist 60 Jahre jünger als ich und wir teilen die gleiche Leidenschaft  - die Liebe zur Musik. Freuen Sie sich auf Heinrich Haas…

Ich kann heute dazu nur sagen, daß dies mein ganz persönliches Highlight in meinem Leben war - das werde ich nie vergessen!

1998 Erster Auftritt von Heinrich in der der Hugo Strasser Hot Five
2003 - Studioproduktion Serie Swing Feelings 

Jetzt bist Du der neue Bandleader des Orchester Hugo Strasser. Hast Du denn auch Veränderungen vorgenommen was die Besetzung des Orchesters und das Programm anbelangt?

Oh, es gibt einiges Neues im Orchester. Zum Beispiel hat Soloklarinettist Bernhard Ullrich die markante Klarinettenstimme von Hugo Strasser übernommen. Ausserdem spielt Gesang im Orchester nun eine sehr wichtige Rolle. Unsere neue Sängerin heißt Jenny Strasburger und den männlichen Part übernimmt Giacomo Di Benedetto. Ich selbst singe ebenfalls den ein oder anderen Sinatra- oder Dean Martin-Song und freue mich darum sehr darüber, als weiteres Highlight in der Rhythmusgruppe des Orchesters jetzt die von mir gegründete Band ‚Walking Voices' dabei zu haben.

Unsere Gäste dürfen sich auf viele sehr alte, schon lange nicht mehr gehörte Titel von Hugo Strasser freuen, die ich aus dem Notenarchiv hervorgeholt habe. Aber, es gibt auch sehr viele neue Arrangements die extra für das Orchester geschrieben wurden, mit denen wir auch die jüngeren und jung geblieben Gäste unterhalten wollen.

Pünktlich zur Ballsaison wurde auch das neue Album des Orchesters veröffentlicht. Was bietet Ihr Euren Fans hier?

Es ist die moderne Neuauflage einer ganz langen Tradition, die ihren Ursprung im Jahr 1965 findet. Da erschien zum ersten Mal die „Tanzplatte des Jahres“ vom Orchester Hugo Strasser. Diese wurde jährlich neu aufgelegt bis ins Jahr 2000.

Wir greifen die Idee der „Tanzplatte des Jahres“ wieder auf und bringen diese ab sofort unter dem Namen „Dance 2017“, „Dance 2018“ u.s.w. auf den Markt. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier Tanzmusik, aber auch Nichttänzer und andere Musikliebhaber werden sehr viel Spaß daran haben.

Welche Ziele hast Du als Musiker für die Zukunft und vor allem was das Orchester betrifft?

Mein großes Ziel ist es, der mir übertragenen Verantwortung und dem Wunsch des lieben Hugo, das Orchester erfolgreich weiterzuführen, zu entsprechen und meine Rolle als Bandleader gut zu erfüllen. Ich will all meine Kraft, Leidenschaft und Liebe zur Musik reinstecken und hoffe, daß uns die bisherigen Hugo Strasser Fans auf diesem Weg weiterhin treu bleiben und wir aber auch neue Fans gewinnen können. Da das Orchester aber nur aus so exzellenten Musikern besteht, die alle auch das gleiche Ziel verfolgen und wir mit Engagement am selben Strang ziehen, freue ich mich auf die Zukunft und alle Konzerte, Bälle, Auftritte die kommen werden. Wir werden unser Publikum begeistern!